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MARS / M.A.

(1903 - 1958)



 

MARS-WERKE AG NÜRNBERG-DOOS
1898 - 1958

Die MARS - CHRONIK

von Fritz G. E. Wöhe, München



1873
PAUL REISSMANN gründete zur Herstellung von gusseisernen "amerikanischen Öfen" [ Abb: 01, 01a ] die Firma MARS in DOOS bei Nürnberg, als

AMERIKANISCHE OFENFABRIK, NÜRNBERG.

1894
Der stark saisonabhängige Ofenvertrieb wird um die Fertigung von Fahrrädern [ Abb: 04, 14a, 14c ] erweitert. Mit gleicher Belegschaft werden von nun an Öfen für das Wintergeschäft und Fahrräder, die sich immer größerer Beliebtheit erfreuen, für das Frühjahrs- und Sommergeschäft produziert. Diese lukrative Marktstrategie sollte sich auch in späteren Jahren bewähren als neben Zweirädern Hand-, Riemen- und Motorsirenen unter der Bezeichnung "MARSIANA" [ Abb: 06 ] und "CENTRATOR" - Schleifmaschinen [ Abb: 05, 05a, 05b ] gefertigt wurden.

1898 - 1905
Die Firmenbezeichnung lautet jetzt:

MARS - Fahrradwerke und Ofenfabrik A.-G.
vormals PAUL REISSMANN.


Die Paul Reissmann GmbH wird abgetrennt. Ab 1905 lautet es dann:

MARS - WERKE AG NÜRNBERG - DOOS
Fahrräder Motorräder und Werkzeugmaschinen

1903
Das erste motorisierte MARS - Fahrrad kommt auf den Markt. Rahmenverstärkte Fahrräder werden mit dem Schweizer 1 3/4 PS oder 2 1/4 PS MOTOSACCOCHE - MOTOR ausgerüstet, sowie ein MARS - FAHRRAD mit Hilfsmaschine ca. 1 1/2 PS stark angeboten [ Abb: 07 ]. Bald folgen die MARS - Motorräder mit den ebenfalls Schweizer Motoren der Marke ZEDEL, mit 3 1/2 PS, 1-Zylinder und 5 1/2 PS 2-Zylinder Version [ Abb: 08 ], womit auch die Beteiligung an Motorsport- Veranstaltungen einsetzt. Am 3. Sept. 1903 wurde z.B. die Österreichische Meisterschaft auf einer MARS Rennmaschine über eine Distanz von 50 km gewonnen.

1905
Das legendäre "Kesselberg-Rennen" [ Abb: 15, 16 ] wird von GEORG RETIENNE auf einem MARS - Motorrad gewonnen. Georg Retienne war zu dieser Zeit der bekannteste Motorrad- Rennfahrer in Deutschland und fuhr zahlreiche Siege auf MARS ein, bis er 1924 bei einem Bahnrennen in Leipzig tödlich verunglückte.

1906
MARS beginnt mit der Produktion von Werkzeugmaschinen. Es werden Schleifmaschinen, auch Sirenen hergestellt. Beide Produkte werden später von einer von MARS entwickelten und patentierten Metall - Trennmaschine ersetzt . Der Vertrieb des Trennmaschinen- Programms sowohl im In- als auch Ausland, setzte sich bis 1958 fort [ Abb: 17, 05, 05a, 05b, 06, 109 ].

Der erste MARS- Kraftwagen mit 10 PS wird auf dem Automobil- Salon in Leipzig ausgestellt. Mittels 6 PS - später 10 PS Motor wird über "Reibradantrieb" eine Durchschnitts- geschwindigkeit von 35 km/h erreicht. Von den in Einzelanfertigung gebauten Autos in Zwei- und Viersitzerausführung werden nur wenige Einheiten verkauft, weshalb dann auch 1909 die Fertigung, die bereits 1905 begonnen hatte, wieder eingestellt wird. Der einzige existierende MARS- Kraftwagen in Originalzustand befindet sich in Privatbesitz in Hamburg. [ Abb:  09 ,  09a ,  11 , 12, 12a, 13 ]

1907
Die Fahrradproduktion steigt auf 30.000 Jahreseinheiten und MARS verdient gutes Geld [ Abb: 14a ]. Das Werksgelände in der Siegmundstrasse 40 wird dementsprechend erweitert [ Abb: 12a ] und umfasst jetzt neben der Fahrrad - Endmontage und der Werkzeugmaschinen - Fertigungshalle eine Löt- und Härterei - Anlage, eine Emailliererei, eine Galvanisierungsanlage für Vernickelung sowie eine Dreherei und Stanzerei. Die MARS - Motorradfertigung wird zu Gunsten des sich interessant entwickelnden Werkzeugmaschinengeschäfts eingestellt. Erst nach Beendigung des Ersten Weltkrieges wendet sich MARS wieder der Entwicklung von Motorrädern zu.
Ingenieur CLAUS FRANZENBURGER entwickelt nämlich bei MARS einen luftgekühlten 2-Zylinder Boxermotor mit 956 ccm bei 7,3 PS Leistung. Da Mars für eine Motorenfertigung nicht eingerichtet ist übernimmt MAYBACH in Friedrichshafen die Fertigung dieses Motors.

1920
Die legendäre 1000er "WEISSE MARS" [ Abb: 19, 20, 22 ] kommt unter der Bezeichnung A20 auf den Markt, "WEISSE MARS" wohl deshalb, weil MARS die bis dahin für Motorräder nicht verwendete Farbe weiß anbietet, später noch grün und rot hinzukommen. Die Besonderheit der Konstruktion war der patentierte aufwändig genietete und gelötete Kastenrahmen mit integriertem Tank und je einer links und rechts nach hinten laufenden Antriebskette (2-Gang-Ausführung). Der in Fahrtrichtung eingebaute luftgekühlte Boxermotor wurde mittels Handkurbel, nach dem Prinzip der damaligen Automobile, gestartet. Um ein Überhitzen des im hinteren Rahmenbereichs gelegenen Zylinders zu vermeiden, sorgte eine seitlich links am Rahmen angebrachte Hand - Ölpumpe mit separatem Öltank für zusätzliche gezielte Zylinderschmierung besonders bei Bergfahrten.

1921
Ing. Franzenburger wechselte einige Jahre später zu ZÜNDAPP über um dort an der Entwicklung deren 2-Zylinder - Boxenmotoren mitzuwirken. Die MARS - Werksfahrer ERNST SCHULZ und HEINZ WILHELM belegen 1921 den ersten und zweiten Platz der BAYERISCHEN MOTORRAD - MEISTERSCHAFT die auf der Zementbahn am "Reichelsdorfer - Keller" bei Nürnberg ausgetragen wurde [ Abb: a03, a02 ]. In den nachfolgenden Jahren wurden weitere zahlreich Siege europaweit auf der MARS A 20 in "Rennversion" eingefahren. Zu dieser Zeit gewann der Radrennsport an Bedeutung, so produziert Mars jetzt auch Rennräder.
Mit der zunehmend sich verschlechternden Wirtschaftslage in Deutschland, es war die Inflationszeit, konnte MARS nur schleppend das für damalige Zeiten doch sehr teuere Gefährt, jetzt auch auf Wunsch mit einem DEKA Seitenwagen, an den Mann bringen, weshalb MARS, um steigende Verluste aus dem Motorradgeschäft zu unterbinden, sich entschließt die A20 Fertigung an zwei Werksangehörige, die Brüder JOHANN und KARL MÜLLER zu veräußern. Kurz vorher werden noch etwa 10 Einheiten einer modernisierten Version der A20 mit 3-Gang- Getriebe hergestellt. Eine davon, komplett restauriert von MIKE KRON, steht in München bei Fritz Wöhe jr. Sie diente als Muster für die Kronsche MARS - Replika [ Abb: 20a, 23, norisring, 24, woehe, 21, 25, 78, 79, 80 ].

1926
MARS stellt die Motorrad - Fertigung ein und verkauft das Fertigungsrecht an die GEBRÜDER MÜLLER, jedoch ohne Benutzungsrecht des Markennamens MARS. Die 1000er MARS heißt jetzt M.A. A20.

1927
Eine vollkommen überarbeitete MARS A20 kommt als M.A. 25 auf den Markt [ Abb: a04 ]. Der 2-Zylinder- MAYBACH - Motor wird durch eine verbesserte Ausführung, analog der MAYBACH - Version von der Maschinenfabrik IMMENDINGEN, dann J.G. MEHNE, aus Schwenningen a.N. ersetzt. Diese Ausführung eignete sich auch für stationäre Einsätze. Zur Programm- Ergänzung kommt auch ein von der Genfer Firma MAG erzeugter 1-Zylinder Motor mit 498 ccm und 598 ccm zum Einbau. Diese, wie auch ein 500 ccm JAP- Motor aus England und ein 200 ccm- VILLIERS- 2-Takt- Motor, werden in die der Gebrüder MÜLLER entwickelten Motorräder bis Anfang der 30er Jahre eingebaut [ Abb: 26, 26a ].

1932
Die Gebrüder MÜLLER bieten auch ein Kleinkraftrad mit wahlweise 60 ccm, 1,25 PS ILO- oder SACHS- Motor als M.A.- Leichtmotorrad an, die über die Handelsgesellschaft "HIRSCHMANN & NEU" in der Fürtherstr. 42 vertrieben werden. MARS nimmt diese Leichtmotorräder auch in ihr Lieferprogramm auf und bietet bis zu Beginn des 2. Weltkrieges solche Motorräder alternativ mit 60 ccm - 73 ccm und 98 ccm- SACHS- Motor an, zuletzt wird auch ein 125 ccm- ARDIE- Motor mit stufenlosem Getriebe verbaut. Letztere Version wird aus Material- Restbeständen unmittelbar nach Kriegsende noch weiter vertrieben. [ Abb: 26b, 27, Bild ].

1936
Freiherr Herbert von SEYDLITZ und KURZBACH [ Abb: 30 ] erwirbt die Aktien- Majorität mit 75 Prozent des Aktienkapitals = Sperrmajorität der MARS - WERKE AG. Er steht dem Betrieb bis zur Schließung 1958 als Direktor vor. Während des 2. Weltkrieges wird neben Fahrrädern Stahlmantel- Panzer- Munition mit 3,5 und 7,5 cm Durchmesser erzeugt. Baron v. Seydlitz gab strikte Anweisung, mittels Anschlag am schwarzen Brett, eine größere Anzahl ukrainischer Zwangsarbeiter gut zu behandeln und testete täglich deren "warmes Essen" bevor es zur Ausgabe freigegeben wurde. Diese dankten ihm seine Menschlichkeit in den schlimmen Nachkriegjahren 1945/46 mit überschwenglichen Lebensmittellieferungen. Der Betrieb bleibt von Bombenschäden weitgehend verschont, wird aber bei der Einnahme von Nürnberg am 19. und 20.04.1945 von amerikanischen Artillerie- Treffen empfindlich beschädigt, und wird dann unmittelbar nach Kriegsende von einer 100-köpfigen UNRA- Schutztruppe, bestehend aus Balten und Polen, unter der Befehlsgewalt des polnischen Capitans SIKOROWSKY, besetzt. Letzterer ist den "MARS'lern" aufgrund deren vorzüglichen Verhaltens gegenüber den Zwangsarbeitern, wohlgesinnt. MARS kann dennoch nur beschränkt den Fertigungsbetrieb, Fahrräder und Werkzeugmaschinen, aufrechterhalten. Leider geht in dieser Zeit das Mars- Archiv verloren, vermutlich in den ofenbeheizten Büroräumen von den Besatzern verbrannt.

1947
Das Werksgelände steht MARS nun wieder ganz zur Verfügung. Die von der US-Militärregierungen verfügte Zwangsverwaltung unter Leitung von Direktor Jacoboviz (Chef der Spielwarenfabrik TIPP & CO. Fürth), wird aufgehoben und Baron v. Seydlitz als MARS- Hauptaktionär, wird wieder als Fabrikdirektor eingesetzt. Die Fertigung von Fahrrädern in ganz beschränkten Stückzahlen und Metall- Trennmaschinen läuft jetzt wieder voll und die Entwicklung von Motorrädern setzt ein. Hierzu holt FRITZ WÖHE sen. [ Abb: 31 ], als Prokurist und Verkaufsleiter bei MARS, von den PHÄNOMEN-WERKEN AG ZITTAU kommend, zwei PHÄNOMEN- Entwicklungs- Ingenieure, Herrn RUDI ALBERT und Herrn HELLMUT SCHORISCH nach Nürnberg [ Abb: 31a ]. Diese hatten kurz vor Kriegsbeginn bei PHÄNOMEN, das 98er SACHS- MOFA "BOB" [ BOB ] und das 125er SACHS- Motorrad "AHOI" [ Abb: 32 ], mit 3-Gang- Fußschaltung und hochgezogenem Auspuff entwickelt. Auffällig war die Verwendung von wartungsfreien Gummi- Schwingmetallpuffern an Vorder- und Hintergabel, welche beiden Modellen besondere Geländegängigkeit verliehen.

1948
MARS feiert am 1. Mai 1948 das 50-jährige Firmenjubiläum [ Abb: 29 ].

1949
Die ersten zwei MARS Nachkriegs- Motorradmodelle kommen auf den Markt. Das 98er SACHS- Mofa 50 S und das Motorrad SK 100, ebenfalls mit 98 ccm SACHS- Motor, jedoch mit Kickstarter und soziusfähig [ Abb: 28 ].

1951
Die von den Ingenieuren ALBERT und SCHORISCH entwickelte MARS STELLA 150 [ Abb: 33, 34, 34a ], als erstes deutsches Motorrad mit 16-Zoll- Bereifung (wenig später erscheint die 150er ADLER ebenfalls mit 16er Bereifung), geht in Produktion. Eine hinzugekaufte "TIGER"- Teleskopgabel vorne, die mit wartungsfreiem Gummidruckzylinder arbeitende Hinterradschwinge sowie die an 5 verstellbaren Gummibändern aufgehängte Sattelschwinge, verleihen der mit dem 150 ccm SACHS-2- Taktmotor ausgerüsteten Maschine ausgezeichnete Geländefahreigenschaft. Besonders Förster, Jäger und Landwirte zählen daher bald zu begeisterten Abnehmern. Motorradsportler beginnen sich für die handliche Geländemaschine zu interessieren und MARS baut eine Werksmannschaft auf. Bald werden erste Medaillen bei Zuverlässigkeitsfahrten gewonnen.

1953
Aus der MARS STELLA 150 [ Abb: 35 ] wird durch den Einbau des 175 ccm- SACHS Motors die MARS STELLA 175 K [ Abb: 37, 103 ]. Das inzwischen 4-köpfige Werksteam mit BRANDENSTEIN, SIEBOLD, SCHILLER und WÖHE jr. als Mannschaftskapitän (Herr SIEBOLD wird später durch Herrn WESTPHAL ersetzt, Herr BRANDENSTEIN durch Herrn STEFFEN und einige Veranstaltungen wurden vom früheren TRIUMPH- Einfahrer Edmund Stump mitbestritten) eilt von Sieg zu Sieg. Das Mars- Ergebnis anlässlich der vom ACM München veranstalteten über 600 km führenden nationalen schweren Geländeprüfung Fahrt "DURCH BAYERNS BERGE" lautet: 2 x Gold, 1 x Silber, 1 x Bronze und "Silberner Mannschaftsschild" [ Abb: 42, 43 ].

Im gleichen Jahr erscheint das erste MARS- MOPED, Typ 26 S mit 48 ccm SACHS- Motor, 2-Gang Drehgriffschaltung und mit gummigefederten Kurzschwingen- Vordergabel [ Abb: 53, 53a ]. Im breiten MARS- Fahrrad- Lieferprogramm werden erstmals MARS- Sternfahrräder mit 5 Jahren Garantie angeboten.

[Bild anläßlich der Internationalen Fahrrad- und Motorradausstellung (IFMA) 1953]

1954
Die MARS STELLA 175 S kommt auf den Markt [ Abb: 38 ]. Jetzt mit sportlicher "DENFELD"- Sitzbank und in Silbermetalleffekt- Lackierung in hellblau, rot und grün. Es gibt aber auch eine konservative Schwarz- und Grünlackierung mit verchromtem Tankspiegel und von Hand gemalter Goldlinierung. Die gummigefederte und mittels Stoßdämpfern gedämpfte MARS- Vorderschwinge wird entwickelt und bereits bei Geländeeinsätzen erprobt. Die Typenbezeichnung lautet nun MARS STELLA 175 DS [ Abb: 39, 51a ]. Zur gleichen Zeit zeigt MARS auf der IFMA in Frankfurt erstmals den Kinderroller MARS LIBELLE [ Abb: 64 ]. Die Idee den Roller den motorisierten Brüdern nach zu bauen war wohl glänzend, brachte aber letztlich nicht den ersehnten Verkaufserfolg. Die Ingenieure ALBERT und SCHORISCH sind mittlerweile zu den Firmen RABENEICK und FICHTEL & SACHS übergewechselt. Ingenieur GERHARD HESS ist seit Mitte 1953 für alle MARS- Neuentwicklungen, ausgenommen den Werkzeugmaschinen, verantwortlich.

1955
MARS überrascht den Markt mit Deutschlands erstem Sportmoped dem MARS MONZA [ Abb: 60, 60a, 111, 72 ]. In einem Stahlblech- Pressrahmen mit Vorder- und Hinterradschwinge, geschlossenem Kettenkasten, darin integriert eine Diebstahlsicherung, hängt ein 49 ccm ILO 2-Taktmotor. Später kommt alternativ noch der 48 ccm SACHS- Motor zum Einbau. Die Fachpresse bemerkt, nachdem die meisten deutschen Mopedhersteller wie KREIDLER, NSU oder VICTORIA sich bemühten ein ähnliches Modell auf den Markt zu bringen: "MARS wurde zum Prototyp aller deutschen Sportmopeds" Das MARS MONZA trägt dazu bei, dass sich die MARS- Händlerschaft binnen Jahresfrist um sage und schreibe 1.400 neue Händler erweitert.

Um auch der Damenwelt ein fortschrittliches Moped anbieten zu können überarbeitet MARS das seit 1953 produziere Rohrrahmen- Moped 26 S und schafft das MARS Moped 23 S, ein Jahr später das 23 DS [ Abb: 56, 57 ] mit Bereifung 23 x 2.00. Die Bezeichnungen "23" und "26" bezogen sich auf die Reifendurchmesser. Analog dem MONZA erhält das Damen- Moped ebenfalls einen Stahlblech- Pressrahmen mit wartungsfreier Doppelschwinge, bei Typ 23 DS mit zwei zusätzlichen Stoßdämpfern an der Hinterschwinge.

Beide Modelle, das MARS MONZA und das MARS 23 DS wurden zum Exportschlager und verhelfen MARS den bisher nach West-Europa getätigten Export erfolgreich nach Überseeländern auszudehnen. So erreicht der Export, jetzt unter Leitung von Fritz Wöhe jr. [ Bild ] bald bis zu 60 Prozent des MARS- Gesamtumsatzes obwohl sich in Deutschland wegen des gelungenen Sportmopeds MONZA in kürzester Zeit die MARS- Händlerschaft beachtlich erweitert hatte. 36 Länder, Westeuropa, Angola, Mozambique, Nigeria, Südafrika, aber vornehmlich Fernost mit Indonesien, Kambodscha, Malaysia, Britisch Guyana, Singapur, Thailand, Vietnam oder die Bermudas zählten zu regelmäßigen Abnehmern [ Abb: 107 ]. So musste für Vietnam das erste Nachkriegs- Motorrad, das MARS SK 100 wieder in Produktion genommen werden. Dessen stabiler Rohrrahmen wurde in Saigon in Lots von jeweils 50 Einheiten zu robusten MOTOR- RIKSCHAS umgearbeitet. Es waren jeweils 5 Mopeds oder Motorräder in zerlegtem Zustand, einschließlich Ersatzteile im Wert von jeweils 10 Prozent des Auftragswertes, in seefesten Kisten verpackt. Die obligatorische Mitbestellung von Ersatzteilen versetzte MARS- Importeure in die Lage von Anfang an besten Service zu gewährleisten, woran kaum andere Exporteure dachten und sich daher in den wenigsten Fällen auf den Märkten behaupten konnten. Japaner waren zu diesem Zeitpunkt noch nicht so weit mit der Entwicklung ihrer Zweirad- Industrie, zumindest mit attraktiven Modellen. YAMAHA brachte erst später ein Motorrad auf den europäischen Markt, wobei die 200er ADLER mächtig Pate gestanden haben dürfte.

Auch 1955 werden wiederum zahlreiche Siege für MARS errungen. Ihren größten Sporterfolg bedeutet jedoch die Goldmedaille von Wöhe- Junior [ Abb: 43a ] bei den XXX. INT. 6-DAYS in der C.S.S.R auf der MARS STELLA 175 DS, weil mittlerweile die mit Stoßdämpfern abgefederte Gummiblock- Vorderradschwinge in Serie gegangen war [ Abb: 44, 46, 47, 48, 50, 76, 77 ].

1956
Das Kleinkraftrad MARS MONZA II mit 49 ccm ILO-Motor und 3,5 PS Leistung, mit 3-Gang Fußschaltung kommt auf den Markt. Das steuerfreie Autobahn zugelassene Kleinkraftrad durfte mit Führerschein 4 gefahren werden, auch mit 2 Personen. Bald gab es dazu eine Sportausführung mit hochgezogenem Auspuff als MARS MONZA II "SUPER-SPORT". Durch die Teilnahme an der Internationalen ADAC Winterrallye in Garmisch-Partenkirchen im Januar 1957 (Fritz Wöhe jr.) mit der MONZA SUPER-SPORT in der 125 ccm Klasse, mangels damals existierender 50 ccm Klasse, wurde die 50 ccm Motorrad Rennklasse kreiert und bescherte anfangs der 60er Jahre Firma KREIDLER mit ihrem "50K FLORETT" den Weltmeistertitel. MARS war wieder einmal richtungsweisend. [ Abb: 102 ]

Das für die Damenkundschaft angebotene Moped MARS MILANO, mit elegantem Stahlblech- Pressrahmen, Doppelschwinge und 48 ccm SACHS- Motor, jetzt mit 3-Gang Drehgriffschaltung ausgestattet, rundete das MARS Moped-Verkaufsprogramm ab.

[Bild anläßlich der Internationalen Fahrrad- und Motorradausstellung (IFMA) 1956]

1957
Die Zweiradkrise ist voll im Gang. Traditionsreiche Marken wie ADLER, ARDIE, BAUER, DKW, EXPRESS, HECKER, HOREX, TRIUMPH und UT verschwinden vom Markt. ZÜNDAPP stellt die Motorrad- und Rollerfertigung ein. Lediglich die ZÜNDAPP- Mopedfertigung bleibt, nach München verlegt, bestehen, wird aber in den 80er Jahren komplett nach China veräußert. Das Nürnberger ZÜNDAPP- Werk wird von der NORISZÜND-AG erworben, geht dann später an BOSCH. Vom mit viel Aufwand entwickelten Kleinwagen JANUS werden nur wenige Einheiten gefertigt, wie auch der von VICTORIA entwickelte SPATZ über den Kleinseriencharakter nicht hinauskommt. In Nürnberg existieren von einstmals 8 Motorradherstellern nur noch MARS, VICTORIA und HERCULES. Letztere gehören jedoch über die Schweiz bereits zu FICHTEL & SACHS [Abb 49, 14, 14b ].

1958
MARS kann jetzt Motorräder nur noch mit 2-3 jähriger Wechsel- Finanzierung auf dem deutschen Markt absetzen. Die Preissituation macht sehr zu schaffen. Durch die Fertigungsaufgaben oben genannter Motorradmarken werden fabrikneue Roller und Motorräder zum halben Preis angeboten. So geht ein moderner MARS- Touren-Roller Typ "200" , mit Doppelschwinge, 14-Zoll- Bereifung und 200 ccm SACHS- Motor, mit Gebläsekühlung, elektrischem Starter und 4-Gang- Fuß- Wippschaltung wegen fraglicher Absatzmöglichkeit gar nicht erst in Serie [ Abb: 66 ]. Dies trifft auch für die kleine STELLA 100 DS mit 97 ccm SACHS- Motor bei 5,2 PS Leistung zu [ Abb: 65 ].

Ein von Ingenieur HESS serienreif entwickelter 49 ccm 4-Taktmotor mit 3,5 PS Leistung sollte in größeren Stückzahlen für die Motorisierung indischer RIKSCHAS verwendet werden, geht aber mangels Finanzierbarkeit dieses Projektes auch nicht in Serie. In diesen Zeitraum fiel auch die Modernisierung der MARS- Metall- Trennmaschinen durch Meister Haubold. BBC-Mannheim, HUGO STINNES in Essen oder die VÖST in Linz, aber auch Übersee- Exporte, besonders nach Japan, halfen mit, die Verluste aus dem zunehmend schwerer gewordenen Motorradgeschäft zu decken. MARS suchte dennoch nach weiteren Standbeinen. Bald erscheint mit dem MARS DOMINA ein tragbares Sprüh- und Stäube- Kobinationsgerät, angetrieben von einem 75 ccm ILO-Motor auf dem Markt und findet langsam Absatz bei Winzern und Obstbauern [ Abb: 67, 68 ].

Der gleichzeitig entwickelte Elektro- Gabelstapler MARS E3 [ Abb: 69, 70 ] mit 300- oder 600 kg max. Tragkraft geht nicht mehr in Serie und eine für die "Hardthöhe" entwickelte Maschinengewehr- Lafette für die neu gegründete Bundeswehr, führt leider zu keinem Auftrag.

All diese Entwicklungen waren mit großen finanziellen Aufwand getätigt worden und obwohl die Moped-Nachfrage, vornehmlich aus Überseeländern zunahm, reichte die Finanzdecke nicht mehr aus alles erforderliche Rohmaterial, wie auch notwendige Anlagen- Investitionen für die Neuentwicklungen zu finanzieren. MARS vereinbart zur Konkursabwendung daher mit ihren Zulieferanten den Vergleich, aber bald gewinnen jene Unterlieferanten wieder Vertrauen in die MARS- Aktivitäten, weil notariell beglaubigte Abtretungen aus Akkreditiven des florierenden Exportgeschäftes, die Bezahlung ihrer Material- Zulieferungen absichern.

Der Exportanteil am MARS- Umsatz nimmt weiter zu. Es gelingt einen Großauftrag über 2500 Stück Mopeds des Typs MARS MILANO aus Finnland (Auftragswert ca. DM 500.000.-) herein zu nehmen. Dies bedeutet ungefähr eine Moped- Jahresproduktion für MARS, womit die Hoffnung steigt den Fortbestand des Werkes abzusichern. [ Abb: 107, 108, 104, 105, 106, 110 ]

Da wird MARS von ihrer Hausbank, der Bayerischen Staatsbank, der für das Moped- und Motorradinlandsgeschäft eingeräumte wichtige Wechselkredit aufgekündigt, weil die Bank es vorzog lieber mit der in Gründung begriffene und vermeintlich potentielleren ZWEIRAD - UNION zusammenzuarbeiten (Zusammenlegung der Zweirad- Fertigungen der EXPRESS-WERKE, und AUTO-UNION/DKW mit Sitz in den VICTORIA-WERKEN in Nürnberg).

MARS muss daher im Juli 1958 ihre Zahlungsunfähigkeit erklären und geht in Konkurs. Exportaufträge, wofür Bankakkreditive vorlagen wurden noch bis Ende August abgewickelt. Der Name MARS in Verbindung mit Fahrrädern und Mopeds ging an das Großversandhaus QUELLE in Fürth. Die Werkzeugmaschinenfertigung wurde von TRENNJÄGER übernommen. Die Mopedfertigung erwarb GRITZNER KAISER, die diese allerdings später an ihren griechischen Importeur weiter veräußert [Abb: 81, 82, 83 ].

Das Werksgelände in der Siegmundstraße wurde von einem bedeutenden Getränkehersteller erworben. Die noch verbliebenen 150 Arbeiter und Angestellte verloren ihren Arbeitsplatz, fanden jedoch dank ihrer hohen Qualifikation schnell wieder Beschäftigung. Bestehende Forderungen konnten bis zu 40 Prozent erstattet werden - bei 30 prozentiger Erstattungsquote wäre gesetzlich ein Vergleich statthaft gewesen. Aus heutiger Sicht muss dies als schwache Leistung der Konkursverwaltung gesehen werden, denn das zweitälteste Zweiradunternehmen des Kontinents musste seine Pforten für immer schließen.

Fritz G. E. Wöhe, München


MARS - Chronik
MARS - Stella
MARS - Mopeds
MARS - Rennerfolge

(von Fritz G. E. Wöhe, München)



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